Blog 11. August 2020

13 Tips für Online Kommunikation mit Gruppen

Für Moderatoren*innen und Redner*innen von online Gruppen-Veranstaltungen


Wir haben während der Corona-Lockdown-Zeit eine Menge Erfahrungen mit Online-Gruppen-Veranstaltungen mit 6 bis 40 Teilnehmenden gemacht: Teamcoachings, Workshops, Seminare, Ausbildungsmodule, Univorlesungen, Referate, Grossgruppenveranstaltungen, interactive lecture performance, etc.. Wir haben viel experimentiert und alles gesammelt, was besser funktioniert und uns und den Teilnehmenden die online-Zusammenarbeit, das online-Lernen und das online-Leben überhaupt erleichtert und verschönert. Wir geben hier eine Auswahl, sozusagen Best of the Best of Users Digest.

Die Tips 1, 7. und 8. sind allgemeine Tips für Online-Gespräche. Achte systematisch darauf. Und denk dran: Modertor*innen, Trainer und Coaches schauen meist in Richtung der Personen, die starkes mimisches Feedback geben. Wenn du ihre Aufmerksamkeit willst, nicke.

  1. Setz dich sich so hin, dass du in Richtung des Raums schaust und nicht an eine Wand. Es entsteht mehr Raumgefühl und Präsenz. 
     
  2. Stelle einen Stuhlkreis in den Raum und tue so als ob die Gruppe anwesend wäre. Es entsteht mehr Gruppengefühl. 
     
  3. Richte dir eine Art Cockpit ein mit einem grossen Bildschirm für das Plenum und einem Laptop mit Kamera darunter. Auf dem Laptop ist der oder die Sprecher*in oder die Präsentation zu sehen. Hilfreich ist, wenn der Laptop unabhängig von grossen Bildschirm auf einem Rolli steht. Du kannst ihn so näher an dich fahren oder mit der Kamera auf etwas  fokussieren, z.B. ein Whitbord oder ein Flipchart, wo du etwas aufschreiben oder zeichnen kannst. Hinter dich stellst du eine Pinwand z.B. mit passenden Zitaten oder Bildern. Es entsteht eine lebendige Inszenierung und mehr Aufmerksamkeit. 
     
  4. Auch wenn die Technik funktioniert, es kann immer etwas schief gehen.  Pannen sind Ressourcen, nutze sie. Wenn es passiert, sprich darüber. Bitte die Teilnehmenden um Hilfe. Die Teilnehmenden übernehmen mehr Verantwortung und die  Veranstaltung wird lebendiger und spontaner.
  5. Gib mindestens eine Viertelstunde Zeit für das Check-in vor dem offiziellen Start. Terminieren den Start des Online-Meetings auf eine halbe Stunde vor dem Start. Sei als Erste*r anwesend, damit du schon da bist, wenn die ersten Teilnehmenden kommen. Du wirst als Gastgeber*in wahrgenommen und fühlst dich auch so: Welcoming!
     
  6. Begrüsse jede kommende Person mit Namen und sprich eine Ressource der Person an (etwas, was dir an der Person gefällt oder du an ihr schätzst.). "Adress a person first in her resources.", heisst ein Grundsatz der Lösungsfokussierung; behalte kritische Gedanken für dich und lass sie sich verflüchtigen. Dadurch etabliert sich rasch eine positive Beziehung zu jeder Person. Die anderen interessieren sich und hören zu. Die Stimmung hellt auf. Es entsteht Verbundenheit und Vertrauen. 
     
  7. Amplifiziere deine Mimik und Körpersprache: Nicke, bewege die Augenbrauen, lächle, ...  Deine körpersprachlichen Signale werden deutlicher und stärker wahrnehmbar. Die Teilnehmenden gehen in intensiveren Kontakt mit dir.
     
  8. Schaue in die Kamera über dem Bildschirm und nicht auf den Monitor, vor allem wenn du sprichst und auch wenn ein*e Teilnehmer*in spricht und du willst, dass sie merkt, dass du zuhörst. Die Teilnehmenden erleben Blickkontakt mit dir. Das stärkt den Kontakt, die Verbundenheit und die Aufmerksamkeit.
  9. Wenn du eine Frage in die Runde stellst, gibt oft niemand eine Antwort. Anders, wenn du dir die Gesichter der Teilnehmenden anschaust. Achte auf Zeichen der Entstehung eines Gedankens. Wenn du solche Zeichen siehst, sprich die Person mit Namen an und sage so etwas wie: „Ich sehe, dass bei dir (Name) sich vielleicht gerade ein Gedanke entwickelt. Möchtest du ihn mit uns teilen?“ Achte darauf, dass du immer wieder jemand anderen ansprichst und möglichst alle einmal dran kommen. Im online-Modus sprechen die Teilnehmenden oft nicht ohne Einladung. Wenn du sie sorgfältig ansprichst, erleichterst du es ihnen, etwas zu sagen. Wenn jemand nicht darauf eingeht, nicke und geh einfach zum nächsten. Die Teilnehmenden erleben Freiwilligkeit und werden aktiver. Es entsteht eine Stimmung der Wertschätzung und des Wohlwollens. 
     
  10. Präsentationen und Inputs sollten nicht länger als 15 Min dauern. Wenn du länger sprichst, pausiere und mach mit den Teilnehmenden eine Körperübung, z.B. mit den Händen, die für alle sichtbar sind. Du bleibst damit in der natürlichen Aufmerksamkeitsspanne der meisten Menschen. Mit einer intermittierenden Körperübung kannst du die Aufmerksamkeit reseten.
     
  11. Sprich frei! Wenn du etwas abliest, schaue immer wieder in die Kamera und adressiere das Plenum. Der Kontakt verstärkt sich und die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden bleibt bei dir.
     
  12. Wechsle ab zwischen Input und Breakout Gruppen-Dialogen. Bilde kleine Gruppen, zufällig oder gezielt. Gib den Gruppen eine Frage oder eine Aufgabe und Zeit für einen Gruppendialog. Anschliessend mach ein Sharing im Plenum. Beachte Tipp Nr. 9. In kleinen Gruppen können die Teilnehmenden aktiver sein und ihre eigene Perspektive schildern. Das macht die Veranstaltung spannender und interessanter. Die Menschen lernen sich besser kennen und die Verbundenheit steigt. Zusätzlich entstehen Erkenntnisse, die im Plenum geteilt werden können.
     
  13. Schliesse das Meeting immer mit einer wertschätzenden Feedback-Runde ab. Frag die Teilnehmenden nach dem, was das Beste war oder was für sie das Relevanteste oder Wertvollste war. Hol bei kleinen Gruppen von jedem*r Teilnehmenden etwas ab (s. Tipp Nr. 9.); bei grösseren Gruppen bitte um 5-7 kurzen Statements von denen, die etwas sagen möchten . Wenn du wenig Zeit hast, bitte um ein einziges Wort, das wie ein Etikett das Beste, Relevanteste oder Wertvollste kennzeichnet. Nicke und bedanke dich jedes Mal. Zum Abschluss gib der Gruppe selbst ein wertschätzendes Feedback, bedanke dich und sag mit einem Winken auf Widersehen. Geh als letzte*r aus der Session. Wertschätzung verankert das, was für jeden Teilnehmenden wertvoll ist. Du wirst als wohlwollender Gastgeber wahrgenommen. Die Teilnehmenden werden sich an das für sie Wertvolle und an dich erinnern. Und das Beste für dich ist: du wirst dich mit Freude an sie erinnern.

Autor: Marco Ronzani

 

Viel Vergnügen beim Experimentieren. 

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